Ich durfte letztens für ein Magazin einige Zeilen zum Thema «neue Arbeitswelten» schreiben. Schon da habe ich mich etwas enerviert über die Vorannahmen und teils suggestiven Fragestellungen.

Gestern dann auf einem tollen Bergrun in der Lenzerheide habe ich mir überlegt, warum alle so auf Panik machen und unbedingt alles plötzlich ändern wollen. Warum diese Angstmacherei, der Zug ist schon längst abgefahren, wenn nicht jetzt, dann werden euch die Uber’s und Airbnb’s den Job streitig machen usw…

Das geht mir langsam auf den Keks! Denn wir nehmen gleich an, dass weil jetzt ein Trend da ist, alle sofort auf diesen Zug aufspringen sollen, auch wenn er viel zu schnell ist und wir damit den Anschluss an unsere Mitarbeitenden und bestehenden Kundenbeziehungen verlieren könnten.

«Pacific» pflegen wir da im Bündnerland zu sagen. Das heisst so viel wie «geruhsam»…

Ich durfte in den Letzte Monaten mit zwei kantonalen Verwaltungen arbeiten und da ist mir erst richtig bewusst geworden wie verzwickt unsere ganze Arbeitswelt geworden ist. Wir haben in den letzten 150 Jahren Systeme etabliert, die sehr stark auf den Schutz des Arbeitnehmers und des Bestehenden oder gar Vergangenen ausgerichtet sind. Diese Rahmenbedingungen sind auf den ersten Blick nicht gerade die besten Grundlagen für disruptive Innovationen… Und doch sind die Verwaltungen sehr innovativ unterwegs, einfach in ihrem eigenen Rahmen - das vielleicht etwas langsam erscheinen mag - doch im entsprechenden Kontext betrachtet genau richtig ist.

Klar haben sie da und dort grosses Potenzial einiges zu verbessern, aber das haben alle Unternehmen gleichermassen.

Genau da setzen wir mit crativ an. Wir machen das Potenzial in bunt gemischten Teams aus den verschiedensten Stellen der jeweiligen Verwaltung sichtbar und entwickeln Ideen um dieses auszuschöpfen. Und wisst ihr was? Die Leute, wenn auch etwas durch unsere offene, lockere Art provoziert :) haben plötzlich tausend freche aber durchaus realisierbare Ideen. Sie staunen erstens über all das Knowhow das sie gemeinsam haben, sehen dann sofort wer welches Rad drehen muss im System um den Weg freizumachen und so bilden sich ganz von alleine transversale Gemeinschaften mit einem gemeinsamen Ziel. Sobald diese Communities fassbare Vorhaben mit grösseren Auswirkungen vorweisen können, wird die Regierung mit einbezogen um damit die Brücke zur Politik zu schlagen. Extrem spannend, in einem den Rahmenbedingungen angemessenen Tempo und sehr nachhaltig.

Nun, was lernen wir daraus? Veränderung passiert ständig! Und wir alle passen uns stetig an… Sozusagen von der Wählscheibe und Karteibox zur Siri. Das ist bei Unternehmen genau dasselbe. Sofern wir die Menschen dabei ihre kollektive Innovationskraft ausleben lassen. Dies geschieht sehr selten «top down» sondern praktisch ausschliesslich «bottom up». Schaffen wir dazu die richtigen Voraussetzungen, so brauchen wir uns keine Sorgen zu machen ob wir nun das richtige Firmenmodell haben oder nicht, denn auch Firmenmodelle passen sich stetig an…

Darauf angesprochen denke ich nicht, dass unbedingt alle Firmenmodelle ins wackeln geraten oder gar umgestossen werden müssen, denn viele funktionieren nach wie vor hervorragend, ich bin viel mehr der Überzeugung, dass die Einstellung zur Veränderung das grosse Thema ist. Die Freiheit Veränderung geschehen zu lassen anstatt sich dagegen zu stemmen oder sie gar von oben vorzugeben. Es ist in diesem Sinne eine sehr persönliche Angelegenheit die in der Führung thematisiert werden muss und nicht mit Outside-In Modellen gelöst wird. Und es geht einfach weiter, die Firmen entwickeln sich wie es für sie passt von alleine und in ihrem eigenen Tempo. Ich glaube wir machen alle gerade auf Panik in einem Thema das sich langfristig von alleine lösen wird.

In diesem Sinne, lasst uns mit Menschen gemeinsam die Zukunft gestalten anstatt irgendwelchen Modellen nachzujagen… was meint ihr dazu?

Es Grüessli us de Berge

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