DAS KORSETT SPRENGEN

Es ist nun bereits einige Jahre her, seit die crativ GmbH entstanden ist. Ein Grund weshalb überhaupt, war, dass je länger wir in Change Projekten aus der Sicht Technologie involviert waren, umso mehr wurde uns klar, dass dies einfach nicht genügend ist. Immer noch wurde alles als Teilprojekt «Schulung» in der Einführung von neuer Technologie geführt, viel zu wenig der Fokus auf den Mehrwert in der Zusammenarbeit gelegt.

Nun so rund vier Jahre später, ist ehrlichgesagt immer noch alles gleich. Die Prozesse der Unternehmen sind dermassen eingespielt, dass Zusammenarbeit als Organisations- und Personalentwicklungsthema kaum Gehör findet. Dabei birgt sich gerade dort ein unglaubliches Potenzial. Das höchste der Gefühle ist das Thema Change Management in den Projekten, das aber häufig einfach das alte Teilprojekt Schulung ersetzt. Das ist es aber nicht Leute! Es reicht nicht in einem Bauprojekt nur Change Management für den Wechsel vom Einzelbüro in die Arbeitswelten zu betreiben ohne die Technologie und die Arbeitsweise mitzunehmen.

Denn was nützt es von Arbeitswelten zu sprechen, mit verschiedenen Arbeitszonen, wenn man noch ein Telefon auf dem Tisch stehen hat? Wie soll da free seating funktionieren, oder wie soll ich mich da zurückziehen in einen Fokusraum um meine Kollegen während einem Online Workshop nicht zu stören? Ein ganz simpler Denkfehler, weil wir eben Veränderungsarbeit in Sachen Zusammenarbeit immer noch als Teilprojekt sehen. So findet nicht ein gesamtheitliches Denken zugunsten des Potenzials der Mitarbeitenden statt.

Ein weiteres Beispiel einer Verwaltung in der die Informatik über die Jahre immer wieder neue Werkzeuge zur Verfügung stellt, jedoch die Mitarbeitenden es gar nie so richtig mitkriegen. Oder eben, sie sehen den Mehrwert in ihrem spezifischen Kontext nicht, denn das Tool alleine ist ohne die Arbeitsweise dahinter zu betrachten einfach nur ein kleiner Teil des Ganzen. Heisst, alle klagen über schlechte Werkzeuge und wissen jedoch gar nicht, dass sie mit dem was sie hätten schon recht viel könnten. Ist einfach an ihnen vorbeigegangen.

Wie hohl ist denn das? Wir investieren in teure Werkzeuge und neue Büros, die dann aufgrund Nichtberücksichtigung der Arbeitsweisen, die wir damit verändern könnten, das mögliche Potenzial nicht mal ankratzen! Wir sehen immer noch Schulungsabteilungen, die jahrein, jahraus für jedes einzelne Werkzeug Kurse anbieten, anstatt die Betrachtung über das gesamte Oekosystem zu spannen. Ist ja auch nicht so einfach, weil das ja praktisch niemand im Überblick hat. Wir sehen immer noch Projekte, die sich im Projektteam nicht mal einig sind welchen Nutzen sie beim Endbenutzer stiften. Hallo?

Auch die Schulen sind da nicht auszunehmen. Zwar haben gerade alle einen riesigen Sprung nach vorne gemacht und doch gibt es dort massives Potenzial nach oben. Nur wenige lassen sich wirklich auf Veränderungsarbeit ein, um sich mal neu zu denken. Die, die es tun, die sind dann aber total begeistert, weil es nur etwas Zeit braucht und etwas Offenheit und erst noch das Team zusammenbringt.

Wir sehen, das Thema Zusammenarbeit kriegt im Allgemeinen einfach viel zu wenig Beachtung und doch wollen alle, agil und effizient/effektiv sein, lancieren dann Leadershipentwicklung und entsprechende Lernplattformen. Doch eigentlich geht es nur darum die Mitarbeitenden einfach viel stärker im Gestalten unseres Tuns mit zu involvieren. Ich meine nicht die IT macht ein Projekt aus Sicht IT, sondern aus der Sicht der Nutzenden, die wichtigsten Stakeholder im Projekt. Die Organisations- und Personalentwicklung vernetzt das Wissen der Mitarbeitenden über die Abteilungen hinweg. Egal ob Führungsleute oder Hauswart, jeder hat seine Stärken und kann unsere Zusammenarbeit positiv mitgestalten. Und plötzlich beginnen wir was ja alle wollen, im System zu denken, unternehmerisch, denn wir sind Teil davon. Wir müssen bloss Vertrauen, in unsere Leute, in die explorative Entwicklung, in unser kollektives Wissen

Dieser Prozess ist unsere Stärke, das ist es was wir anders wollten, weshalb crativ GmbH entstanden ist. Braucht eigentlich gar nicht viel, denn die Leute an der Front - die übrigens besser sind als alle Berater zusammen - die wollen mitgestalten! Wir haben sie bloss, ohne es zu merken, in ein Korsett gezurrt das sie einschränkt ihr Potenzial freizusetzen. Stellt euch vor, wir geben ihnen Luft? Was wäre da alles möglich?

Schon mal darüber nachgedacht? Was macht ihr in diesem Umfeld?
Es Grüassli vu de Haid
Ruggero

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