DRUMMER!

Diesen Monat waren wir wieder öfters in Poschiavo, im untersten Zipfel Graubündens, anzutreffen. Immer wieder können wir dort in Zusammenarbeit mit dem Polo Poschiavo Workshops moderieren. Und immer geht es um ähnliche Themen, in denen wir uns auch langsam vertieft haben. Man denkt schnell mal; da geht’s links und rechts hoch, oben ist der Berninapass und unten die Grenze… was soll da schon passieren…

Doch wenn wir genau hinkucken, dann steckt ganz viel Innovation drin in diesem Tal! Kaum wahrgenommen und doch famos, denn das Tal hat sich in den letzten 25 Jahren zu einem Benchmark in Sachen Förderung von immateriellem Kulturerbe und insbesondere nachhaltiger Ernährung und der dabei entstandenen vernetzten Gemeinschaft, die diese Marke entsprechend bespielt.

100% Valposchiavo hat sich über die Jahre gemausert. Zu Beginn, wie alles was Vernetzung fordert, haaaarzig 🐢 und doch waren einzelne Akteure ausdauernd genug es immer und immer wieder zu befeuern, bis plötzlich der Nutzen sichtbar wurde. Und jetzt steht das Tal weltweit alleine da! Schau mal rein und besuch uns in unserem magischen Dorf.

Nun, weshalb erzähle ich da von einem Tal weit weg und abgelegen in den Bergen? Weil es ganz viel mit unserer Arbeit zu tun hat. Weil es einmal mehr aufzeigt, was es heisst eine Vision zu haben, diese sichtbar zu machen und um sie zu erreichen, eine Community aufgebaut wird. Und dass die Community nicht gleich vom ersten Tag an fliegt… dass es “Community Enabler” braucht, die erstmals 90% Content selbst kreieren (Transpiration) und wenn es gut geht 10% Kontribution von den ersten early Adopters stattfindet.

Auch geht es darum die Story immer und immer wieder überall zu platzieren, Menschen zu begeistern, die Story gefühlte tausend Mal zu ändern, zu verbessern, auszuprobieren, wieder zu ändern und wieder zu verbessern, das nennt man übrigens Prototyping… und die Reflektion, die zu einer Anpassung führt Retrospektive… Und ja man wird nicht immer alle begeistern, so entstehen auch Gegenbewegungen, das liegt in der Natur der Sache… auch das ist ganz normal. Mal passts mehr für die, mal für jene, dann zahlt es sich für die anderen mehr aus, während dann handkehrum plötzlich neue Werte entstehen, von denen nochmals andere mehr profitieren.

Der Kern des Erfolges entsteht rein durch Purpose & Passion. Daher braucht es diese Spinner Visionäre, die den Pfupf haben auch mal etwas einzustecken, um dann aber wieder aufzustehen, die Krone zu richten und weiter zu machen. Die Devise, just do it, belief & never give up. Solche Menschen gibt es überall, nur bekommen sie selten die Wertschätzung, die sie kriegen sollten. Daher gibt auch mal eine oder einer auf und es dauert dann Jahre bis wieder etwas in Gang kommt.

Wir erleben das immer wieder. Enabling heisst nicht, dass es dann einfach flutscht. Es gibt tausend Gründe etwas nicht zu tun, sobald man nach einem super coolen und energiegeladenen Workshop voller Tatendrang zurückkehrt und sich wieder mit dem Alltag konfrontiert sieht. Engagement findet nur selten statt. Das ist so wie mit der Innovation. Über 90% der Ideen versanden, nur ganz wenige schaffen es dann auf den Markt. Auch das ist ganz normal.

Wie man das hinkriegt, damit es wirklich auch klappt? Es liegt allein bei den Treibern, den Menschen, die an eine Sache glauben und dafür einstehen, Mut haben auch mal in die Grauzone, über die Leitplanke hinauszugehen, etwas zu wagen, daraus lernen, um aufzuzeigen, dass Dinge möglich sind, die niemand für möglich gehalten hätte. Diese Menschen nennen wir Drummer, das sind die Rebellen, die Unangenehmen, die Unführbaren, die Störer! Aber ohne diese geht einfach nix, da bleibt alles beim Alten einfach nur schöner. Unsere Aufgabe ist es jeweils in Gruppen genau dieses Feuer zu entfachen, diese Leute zu ermuntern, einfach zu machen.

Die Leute, die eben diesen Pfupf haben, das sind dann mit der Zeit auch die, mit der grössten Erfahrung, weil sie sich eben nicht zu schön sind, auch mal Fehler zu machen, diese einzugestehen, weil sie ja immer etwas daraus lernen. So ist das eben.

Der nächste Schritt ist dann diese Erfahrungen auch weiter zu geben, das ist die nächste Entwicklungsstufe in egal welchen Maturitätsmodellen wir auch dafür herzerren. Wissen teilen, andere zu facilitieren, die selben Erfahrungen zu machen, einfach auf einem ganz neuen Niveau. Ein schönes Beispiel hatten wir letztes Wochenende mit einer diversen, interkulturellen Gruppe von jungen Menschen, die sich für die Zukunft unserer Ernährung zusammengetan haben und einen echt krassen Job machen. Ein Resultat daraus ist das Bites of Transfoodmation Manifesto das ihnen als Grundlage für ihre Anliegen dienen, die sie mit viel Energie in die Welt hinaustragen.

Genau da kommen dann diese Drummer, diese Menschen mit Pfupf und ihrer Erfahrung wieder zum Zug. Denn sie sind es, die auch wissen wann welche Geschwindigkeit angebracht ist. Häufig verbrennen wir die besten Ideen und Initiativen, weil die Rahmenbedingungen dazu noch nicht reif sind. Da gilt es das Gefühl zu haben mit kleinen Zwischenschritten und viel Geduld die Samen zu streuen, damit etwas neues wachsen kann. In unserer “jetzt grad sofort Mentalität” ist dies wiederum eine Fähigkeit die vollig verloren zu gehen scheint. Und wenns nicht gerade klappt, wenn nach dem ersten Jahr etwas nicht abhebt, weg damit… kennsch?

Nun fragen wir uns, wie kommen solche Drummer in die Unternehmen? Wie ermutigen wir Menschen ihren Pfupf auch wirklich auszuleben? Wie erkennen wir sie überhaupt und wie fördern wir sie? Oder ist es einfach immer nur Zufall? Serendipity? Wie gsehsches du? Hesch au e Meinig?

Cheers us de Berga
Ruggero

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