HIGH ODER LOW TECH?

Diese Woche habe ich mich mit einem ehemaligen Arbeitskollegen aus unseren alten Swisscomzeiten ausgetauscht. Er ist so ein Freak, ein Catalyst, also einer, der dich auf eine Reise mitnimmt in Virtual oder Aughmented Reality zum Beispiel und aufzeigt, was heute möglich ist, um dies dann in den eigenen Kontext zu spiegeln. Und ja, er nimmt mich höööch, weil ich habe meine Oculus noch nicht mal richtig eingerichtet und das schon seit fast einem ganzen Jahr!

Der Austausch ging dann immer hin und her zwischen High Tech und Low Tech… Mit dem Envisioning Approach, bricht man natürlich auf und taucht in neue Möglichkeiten ein, kreiert Ideen, baut Ängste ab und schafft das Bewusstsein zur Technologie und deren Möglichkeiten. Auf der anderen Seite jedoch, denke ich immer wieder, wenn wir so einen Aufwand haben, Leute nur schon online zusammen zu bringen, um sich ganz normal auszutauschen, so wie das schon seit über zehn Jahren eigentlich Standard wäre. Ja dann frage ich mich wirklich, warum wir dann mit noch mehr Technologie auf die Menschen loswollen. Das ist vielleicht der Grund warum meine Oculus so vor sich hin staubt…

Alles spricht von Metaverse, von virtuellen Räumen für die Zusammenarbeit, Leute kaufen virtuelles Land, bauen ganze virtuelle Welten auf, in denen man Geld ausgeben kann für virtuelle Kunst und virtuelles Outfit. Irgendwie krass und doch mit unheimlichem Potenzial. Stell dir vor, du sitzt dich im Homeoffice virtuell neben deine Kollegin hin, die du schon ewig nicht mehr gesehen hast und kommst halt virtuell mit ihr ins Gespräch. Oder du hast virtuelle Projekträume in denen du die ganze Arbeit einfach hängen lassen kannst und deine Kollegen am anderen Ende der Welt arbeiten  zeitversetzt auch daran, aber immer transparent natürlich.

Doch dann schlägt das Pendel wieder um und ich denke mir, godfriedstutz, wenn wir nicht mal die Kompetenz haben ein paar verschiedene Kanäle in Teams, Slack, WhatsApp, Google, Facetime… wasauchimmer nebst Mail in den Griff zu bekommen, warum sollen wir dann in virtuelle Welten eintauchen? Wenn wir neue Arbeitsformen nicht analog im Griff haben, wie sollen wir diese dann digital und virtuell besser in den Griff kriegen? Wenn wir Kanban zum ersten Mal hören, wie sollen wir dann in digitalen Boards unsere Aufgaben transparent abwickeln? Insbesondere, wenn wir es nicht mal schaffen unsere Kalender offen zu führen? Wenn wir Prozesse haben, die vor Ort Präsenz erfordern, weil wir noch auf Papier visieren müssen, damit sie weitergehen, wie sollen wir dann virtuell effizient sein? Wenn wir es uns nicht gewohnt sind halbfertiges zu teilen, wie sollen wir partizipativ und agil entwickeln? Wenn wir vor lauter Einschränkungen unsere Werkzeuge nicht nutzen dürfen, weil viel zu gefährlich, warum ärgern wir uns dann wenn alles immer nur über Mail abgewickelt wird? Wenn wir es nicht mal probiert haben, Teams so zu befähigen, dass sie auf Vertrauen basiert ihre Ziele setzen können und Entscheidungen zur Erreichung selbst treffen können, wie sollen wir dann in virtuellen Räumen Projekte abwickeln? Wenn wir immer noch motzen, wenn wir nicht über alles immer proaktiv per Mail informiert werden, wie sollen wir dann in persistenten Chats und Channels mitkriegen was in unseren Themenfeldern so rundherum abläuft?

Checksch? Das ist unser Job, Menschen auf diese Reise mitzunehmen und diese Löcher zu stopfen. Ja und sie sind immer noch unheimlich gross! Die Schäre geht wahnsinnig auf, Lehrer haben Mühe mit den Schülern mitzukommen, Leute in meiner Generation (ich bin Gen X im Fall, auch wenn unsere Kinder uns Boomer nennen…), haben unheimlich Mühe mit transparenten Arbeitsformen, Vertrauen zu haben in den Prozess, Fehler zuzulassen… Kein Wunder liegt meine Oculus VR Brille ungenutzt in einer Ecke, denn es gibt vorher verdammt viel aufzuholen Leute.

Wir sollten uns mal upgraden, denn sonst fliegt uns alles um die Ohren. Ehemalige Lehrlinge gründen gleich nach ihrem Abschluss ihre eigenen Unternehmen und sind sofort erfolgreich, weil sie eben diese Kompetenzen haben und es geht nicht mehr lange, in denen sie vielleicht unsere Arbeitgeber werden. Den einzigen Vorteil den wir noch haben, ist unsere Erfahrung, sofern wir geneigt sind diese auch offen zu teilen, weil sonst werden wir verdammt schnell verdammt einsam werden.

Tja, das tönt jetzt vielleicht etwas schlecht geredet, ein Weckruf, aber es ist unser Alltag. Es wird viel gutes gemacht aber in der heutigen Zeit ist eben gut nicht gut genug, wir sollten es auch noch clever tun. Drum eusen Slogan «clever zämma schaffa», drum unser funatwork Raum auf der Lenzerheide, um eben all diese Kompetenzen auch spassvoll zu erlangen, drum dieser Blog, in dem wir uns jeden Monat, immer wieder mit uns selbst auseinandersetzen, um uns stetig weiter zu entwickeln.

Was meinsch, wettsch du vilich eusi Oculus Brülle abstaube und für en coole Usecase ufestze? Wettsch du kli Wüsse, bi eus oba mit eus Boomers teile? Bring öppis spannends und mier luegend für de Rest!

Es Grüassli
Ruggero

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