UUFRUEF AD BOOMERS

Jeden Tag gehe ich auf dem Weg zum Bahnhof an dieser Baustelle vorbei und jedes Mal kommen Erinnerungen auf, als ich noch selbst auf diesen gelben Brettern unterwegs war. Die Projekte auf dem Bau sind relativ klar. Es wird geplant und dann ausgeführt. Der Ablauf ist mehr oder weniger gegeben, wir bauen ja schliesslich seit es die Menschheit gibt. Natürlich haben alle Baustellen ihre eigenen Herausforderungen, und dennoch herrscht Klarheit, insbesondere auch in den Rollen. Und ja Fehler passieren auf jeder Baustelle, es kommen immer Änderungen, es entstehen Missverständnisse und nicht selten hinkt die Planung etwas hinterher und die Änderungen kommen zu spät bei der Ausführung an. Die Fehler sind in der Regel einfach zu beheben, ergeben Mehrkosten, die nicht kalkuliert waren, aber für die Leute auf der Decke irrelevant. Sie machen, setzen um, am Abend ist ihre Arbeit sichtbar. 

Ich sehne mich manchmal wirklich nach dieser Zeit als Stromer. Es war einfach extrem vielfältig, wertschätzend und sehr pragmatisch. Es herrschte meistens eine wohlwollende Kultur und man spannte zusammen. Es war ein Geben und Nehmen. Ich erinnere mich an meine erste eigene Baustelle im zweiten Lehrjahr. Da half mir der Heiziger Drähte einzuziehen und ich half ihm dafür wenn er eine Hand brauchte. Der Maurer machte mir den “Pfludi, wills grad im gliche gaht”. Einfach schön und natürlich gabs auch Mal ein Bier nach der Arbeit.

Das ist die Welt in der die Boomers und die Generation X aufgewachsen sind (obwohl wir, für die Jungen, eh alles Boomer sind 😃). Eine Welt mit bestimmten, klaren Verhältnissen. Und nun kommt die Gegenwart, in der viel unbestimmtes die Regel ist. Eine Welt in der wir Konzepte schreiben können, so lange wir wollen und die nach der ersten Woche bereits wieder über den Haufen geworfen werden müssen. Wir klammern uns fest, um in einer sich stets verändernden Umgebung, Sicherheit zu finden, die wir nie finden werden. Wir versuchen häufig mit alten Arbeitsweisen, eigentlich agile Projekte abzuwickeln. Verständlich wenn man 30 Jahre anders gearbeitet hat und die neuen agilen Methoden noch nie erfahren hat. Und dennoch schreit unsere Umwelt nach Veränderung im Verhalten, getriggert von neuen, sich stetig weiter entwickelnden Verhältnissen.

Gerade unsere Generation - eben die, die von den Jungen als Boomers bezeichnet werden - muss sich JETZT neu erfinden, wir brauchen ein Upgrade. Im Verhalten. Wir können uns nicht mehr hinter unserer Erfahrung verstecken, weil die neue Generation uns zu Recht hinterfragt. Unsere Verhaltensmuster passen nicht mehr in die Gegenwart, wir werden in Projekten zum Hindernis. Wir packen Sachen dumm an, weil wir denken, wir können alles vorausschauend planen. Dann wenn es nicht so kommt wie wir dachten, beginnt Abgrenzung, die Suche nach Schuldigen und Finger Pointing. Dazu kommt, dass wir digitale Werkzeuge, Methoden und Arbeitsweisen die unsere Jobs einfach machen würden, schlicht ignoriert werden, wir dadurch in der Arbeit versinken und so langsam zum Opfer des Systems werden. Weisch ich chume nid so drus mit dem Züg… ich wett das nümme lerne für die paar Jahr… ich bin halt na kli old School… alles nur billige Ausreden! Spätestens dann ist der Zug abgefahren Leute. Zeit zum Aufwachen!

Auf der Baustelle geht das ja auch. Ich habe recht gestaunt als ich letztes Jahr, beim Krebsli in Pfäffikon im Elektriker Magazin war, als ich Material für unseren funatwork.gr Space bei ihm einkaufen durfte. Alles hat sich entwickelt und da ist es einfach, entweder bisch debii oder die andere holed dich ii! Du bist nicht mehr konkurrenzfähig. Und es tuet vill schneller weh als in einem Büro eines grösseren Unternehmens. Mer cha sich halt nid so eifach verstecke, dete. 

Unser Aufruf ist einfach! Wake up and learn… but do it together! Wir sind nicht alleine, alle würden uns gerne helfen, wenn wir Schwäche zeigen, wenn wir das Verlangen haben dazu. Das geht auch bei Führungskräften, das stärkt sogar das Vertrauen im Team. Wir müssen uns bloss öffnen, um uns gemeinsam neu zu erfinden. Unsere Erfahrung ist immer noch unser wichtigstes Gut und dennoch sollten wir unsere Rollen und die Zusammenarbeit in Teams reflektieren und auch mal von der next Generation lernen und ihre Hilfe annehmen. Das ist völlig normal, es geht nicht um Schwäche, sondern darum Stärken zu bündeln um zusammen erfolgreich zu bleiben. Es liegt also an uns ganz alleine, einen Schritt ins unbekannte zu machen. Wir müssen lernen unsere Zusammenarbeit in Organisationen auf das Unbestimmte auszurichten, denn das ist das neue Normal. Ganz nach dem Motto: DIE MODERNE STRATEGIE IST DAS EXPERIMENT.

Wo bisch du grad dra? Am verstecke oder am lerne?
Viel Spass bim reflektiere
Ruggero

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